Das Wort Münze stammt vom lateinischen „monere = mahnen = Mahnerin“ oder aus dem Lateinischen „moneta“.
Münzen waren ursprünglich als Gedenkmünzen geprägt worden. Sie dienten als Propagandamittel, die Herrscher und Könige, weit in den regierten und besetzten Gebieten bekannt zu machen. Später entstand der allgemein Begriff Geld, welcher vom gotischen „Gild“ = Gegenstand hergeleitet wurde. Welches dann zu denjenigem Gut führte, das vom Staat als Tauschmittel anerkannt und durch Gesetz als allgemeines Zahlungsmittel erklärt wurde.
Der Schweizer Perfektionismus in Verbindung mit der nicht minder bekannten Präzisionsarbeit und -technik, gepaart mit einem Auftrag, Münzen in kleinen Auflagezahlen herzustellen, sollte an sich schon die Existenz von Fehlprägungen ausschliessen. Das war und ist nach wie vor das Credo der Swissmint, mit ihrem Sitz in Bern.
Es liegt in der Natur der Sache, dass bei so geringen Auflagenzahlen von 0,5 bis 5 Mio. Exemplaren nur wenige Stücke -wenn überhaupt- die strengen Kontrollen als Fehlprägungen zu passieren vermögen. Daran ändert auch die in späteren Jahren auf bis zu 20 Mio. Exemplare erhöhte Auflage nichts.
So ist es fast schon eine kleine Sensation, wenn ein Münzensammler einmal das Glück hat, eine Fehlprägungen im Umlauf zu finden.
Bei einem Vorkommen pro Fehlprägung von einigen wenigen Exemplaren bis etwa 50 Stück, bzw. in Ausnahmefällen - bei den nicht so seltenen Varianten - bis maximal 250 Exemplare, zählen die Schweizer Fehlprägungen zu den seltensten weltweit überhaupt.
In der Folge sollen die wichtigsten Fehlprägungen kurz erklärt und die Art ihrer Entstehung aufgezeigt werden:
Bei den Prägemaschinen kann es vorkommen, dass entweder der obere oder der untere Prägestempel unkorrekt aber fixiert eingepasst wurden oder aber die Prägestempel lockern sich im Verlaufe der Prägungen und verdrehen sich selbständig.
Im ersten Fall gibt es dann von einer Verdrehung nur gerade diesen einen, ursprünglich falsch eingestellten Verdrehungswinke;
Beispiele dafür sind der ½ Franken 1946, 180° verdreht, der 10 Rappen 1970, 45° verdreht und der 5 Franken 1967, 40° verdreht.
Wenn sich die Stempel während des Prägevorganges lösen und selbständig verdrehen, können sämtliche Grade von Verdrehungen vorkommen.
Beispiele mit verschiedenen Verdrehungen hierfür sind der 20 Rappen 1960, der 5 Rappen 1955 und der 5 Rappen 1963.
Generell geht man davon aus, dass eine Verdrehung von bis zu 25° noch als Toleranzwert gilt. Erst bei einer grösseren Verdrehung kann von einer richtigen Fehlprägung gesprochen werden.
Der Rand einer Münze ohne Randschrift wird in einem sogenannten Prägering geprägt. Dieser hat entweder eine glatte oder eine geriffelte Innenseite. Nun kann es vorkommen, dass entweder dieser Prägering mechanisch nicht richtig eingesetzt wurde oder die noch unbeprägte Rondelle nicht korrekt in diesen Ring hineinpasste. Bei der anschliessenden Prägung resultierte dann eine unvollständige Randprägung.
Anders verhält es sich bei den Münzen zu 5, 20 (Gold) und 100 Franken in der Zeit von 1886 bis 1984 und bei den 5 Frankenstücken wieder ab 1994, deren Randprägung mit drei Randsegmenten hergestellt wird, bzw. wurde. So konnte es vorkommen, dass durch einen Defekt einer, zwei oder alle drei Randprägestempel nicht in die richtige Position gelangten und daraus eine nur teilweise oder überhaupt keine Ausprägung des entsprechenden Segmentes erfolgte.
Ein weiteres Fehlerpotential besteht im falschen Zusammensetzen der drei Randsegmentstempel. Daraus resultierende Fehlprägungen gibt es beispielsweise deren drei beim 5 Franken 1931.
Bei dieser Art von Fehlprägungen fällt eine Rondelle nicht in den vorgesehenen Prägering, der eine exakte Zentrierung währen der Prägung bewirken sollte, sondern sie überlappt den Prägebereich, was dazu führt, dass eine dezentrierte Münze immer einen unbeprägten Teil aufweist. Je stärker die Dezentrierung ist - sie wird übrigens in % zum Gesamtdurchmesser angegeben - desto seltener sind solche Münzen. Dezentrierungen von mehr als 40% sind bis heute unbekannt.
Hierbei wird eine Münze auf eine unregelmässige Rondelle geprägt. Es gibt drei verschiedene Varianten:
Materialvarianten resultieren meist aus einem Versehen der Herstellerfirma der Rondellen, indem ein unkorrektes Legierungsverhältnis hergestellt wurde. So ist beispielsweise eine Münze leicht magnetisch, wenn sie einen zu hohen Anteil an Nickel enthält (z.B. 5 Rappen 1970). Daneben kann es auch vorkommen, dass von einem anderen Prägevorgang (beispielsweise für ein anderes Nominal oder bei einer Prägung für ein anderes Land) eine „falsche“ Rondelle in einer der Maschinen oder in einem Transportbehältnis zurückblieb und alsdann in den neuen Prägeablauf gelangte (z.B. 5 Franken 1968, welcher auf eine 2 Frankenrondelle geprägt wurde oder 5, bzw. 10 Rappen 1931, welche auf eine für 1932 bestimmte Reinnickel-Rondelle geprägt wurden).
Unter die Gewichtsvarianten fallen all diejenigen Münzen, die auf eine im Gewicht falsche Rondelle geprägt wurden. Solche Prägungen zeigen je nachdem eine unvollständige oder sehr flaue Prägung.
Diese Art Fehlprägung ist an sich schon selbsterklärend. In Extremfällen kann es vorkommen, dass ein Teil eines Stempels gänzlich wegbricht und daraus auf der Münze grössere unbeprägte Stellen entstehen, was jedoch sehr selten vorkommt.
Bei der Herstellung von Stempeln werden einzelne Punzen verwendet, wobei es vorkommen kann, dass einmal eine falsche Punze benutzt wird, wie beispielsweise beim 5 Rappen 1926, wo die Punze für das Münzzeichen „B“ vom Typ vor 1918 verwendet wurde; oder aber man hatte einen alten Stempel ganz einfach „umgeschnitten“ indem man die neue Jahrzahl über die alte punzte (1 Rappen 1924/25).
Diese entstehen beim mehrfachen Absenken der Patrize, wenn einer der Absenkvorgänge nicht exakt mit den Vorherigen übereinstimmt und es zu leichten Verschiebungen kommen kann. Bei der mit so einem Stempel geprägten Münze wirkt dies dann wie eine Art Doppelprägung.
Wenn statt nur einer Rondelle zwei unbeprägte Rondellen gleichzeitig in den Prägering gelangen und beprägt werden, so resultieren daraus zwei Münzen, welche jeweils nur auf einer Seite das korrekte Münzbild aufweisen, wogegen die andere Seite keine oder nur ganze schwache Konturen des effektiven Münzbildes zeigt.
Eine weitere Möglichkeit besteht darin, dass eine bereits geprägte Münze nicht ausgeworfen wird und eine neue Rondelle auf ihr zu liegen kommt. Bei der anschliessenden Prägung zeigt dann die obenliegende Münze auf ihrer Unterseite den negativen Abdruck der Oberseite der untenliegenden Münze auf.
Es ist auch möglich, dass eine geprägte Münze nicht korrekt ausgeworfen wird und teilweise auf eine neue Rondelle zu liegen kommt bevor beide Münzen zusammen geprägt werden.
Eine letzte Möglichkeit besteht darin, dass zwei unbeprägte Rondellen auf einmal geprägt werden, wobei die eine Rondelle korrekt im Prägering zu liegen kommt, während die andere Rondelle mehr oder weniger stark überlappend auf die im Prägering liegende Rondelle zu liegen kommt und schliesslich beide Rondellen zusammen geprägt werden.
Diese entstehen, wenn eine geprägte Münze nicht korrekt ausgeworfen wird, sondern liegenbleibt und ein weiteres Mal geprägt wird. Dabei können folgende Szenarien eintreten:
Die Münze wird entweder beim ersten Prägevorgang dezentriert geprägt und nachfolgend korrekt zentriert oder umgekehrt; andererseits ist es möglich, dass eine Münze bei beiden Prägevorgängen korrekt zentriert geprägt wird, sich jedoch während der ersten und der zweiten Prägung verdreht.
Wenn Fremdkörper wie beispielsweise Holzspäne, Fetttropfen, Metallreste oder auch Stoffteile auf eine unbeprägte Rondelle zu liegen kommen und dann mitgeprägt werden, so hinterlassen diese Fremdkörper charakteristische Fehler auf der Münze.
Diese entstehen dann, wenn die für die Randprägung verantwortlichen Stempel nicht exakt an die Ober- und Unterseitenstempel anschliessen und ein kleiner Zwischenraum bleibt. Bei der anschliessenden Prägung wird dann Material in diesen Zwischenraum gedrückt, was zu einem stellenweise viel dickeren Rand führt.
Artikel Marcel Häberling 2021