Die Gründung des Schweizerischen Schützenvereins wurde in eine Zeit hinein geboren, welche von ausländischen Machteinflüssen und innerer Zerrissenheit geprägt war. Die Stadt- und Landbevölkerung sehnte sich nach einer neuen gemeinsamen Kraft. Mit den Eidgenössischen Schützenfesten, entstand diese neue einheitliche Energie. Dieser verbindende Geist überwand föderalistische und klerikale Gesinnung. Reden und Ansprachen von Vorsitzenden der "Schützenclubs", der Gemeindepolitiker und von geistlichen Würdenträgern, waren ein wichtiger und fester Bestandteil des Festes. Die Schützenfeste waren dazumal eine der wenigen Möglichkeiten, Kommunikation und Austausch unter den Ständen und der Bevölkerung zu betreiben. So waren diese nationalen Grossanlässe vielleicht die Wiege, des 1848 gegründeten Schweizerbundes.
In den Anfangszeiten der Schützenfeste war es noch nicht üblich, Gedenkprägungen, sei dies in Form von Medaillen oder Jetons, herauszugeben. Ab dem 18. Jahrhundert fand die Medaillenkunst ihren Weg zu den Schützenfesten. Die Herstellung dieser aussergewöhnlichen schönen Kunstwerke war mit hohen Kosten verbunden, so wurden diese von den besten und hochqualifizierten Handwerkern zum Gedenken an die Veranstaltung angefertigt. Tolle Beispiele sind die Schützenmedaillen und Schützentaler, die an die verdienten Gewinner der Schisswetbewerbs vergeben wurden. Diese sind es wert einmal genauer zu betrachten und deren bildlichen Geheimnisse zu entdecken.
Beispiele von Schützenmedaillen mit historischem Hintergrund
Vorderseite:
Das Wappen der Stadt Basel zeigt den Baselstab, der ursprünglich ein stolzer Regierungsstab des Fürstbistums Basel war. Aus dem verehrten Kreuz geht dieses Wappenemblem hervor, das die Tugenden der Unabhängigkeit und der freien Rechte der Eidgenossenschaft verkündet. Ein paar Eichenzweige und Lorbeeren umrahmen dieses ehrwürdige Emblem, das den Sieger des Schützenfestes Ruhm und Ehre verleiht.
Inschrift:
"FÜR FREIHEIT UND VATERLAND"- DA FRISS EINER DER ROSEN"
Rückseite:
Arnold Schick, der grosse Held, grimmig und unnachgiebig, beugt das Knie, sucht aber nicht die Gnade des Feindes. Mit dem treuen Kreuz auf seinem Brustpanzer weiss er, dass er seinen Abschiedskampf für die Confoederation gekämpft hat. Von zwei Bolzen furchtbar behindert, liegt ihm sein gebrochenes Schwert zu Füssen. Das Ende ist nahe, er weiss, dass seine Wunden tödlich sind.
Mit der rechten Hand ergreift er einen Stein, sein Arm zu einem mächtigen Wurf ausholt und seinen Feind zutiefst verachtend. Sein letzter Akt des Trotzes, der sich für die Nachwelt in die Köpfe seiner Kameraden gebrannt hat. Im Hintergrund das stolze Wappen seines Geburtsortes, der Urner Stier. Inmitten der Trümmer steht das örtliche Krankenhaus von St. Jakob, das bald von den Armagnacs von Daphne, dem Ziel erbarmungsloser Bombardierungen durch ihre schwere Artillerie verwüstet wird.
Vorderseite:
Heraldisches Wappen der Eidgenossenschaft, verbunden mit dem Wappenschild von Genf mit dem gekrönten Reichsadler. Die ausgebreiten Flügel und Klauen zeigen seine kämpferische Bereitschaft. Daneben der Schlüssel des heiligen Petrus, symbolisch für den Zugang durch die Himmelspforten. Die Eichen- und Lorbeerzweige mit stilisierten, leuchtenden Strahlen, ehren die triumphierenden Sieger des Schiesswesens.
Inschrift:
"TOUTE POUR LA PATIRE"
Rückseite:
Der gepanzerte Wachposter der Musketiere, die schlanke Degenklinge in der Scheide, der aufrechte Arquebus fest in den Armen gehalten, zeigt den berühmten Helden und Retter Isaac Mercier. Prominente Bollwerkskanonen zielen nach aussen und erinnern an die legendäre Verteidigung durch ihre tapferen Bürger, welche den berüchtigten und heimlichen Angriff L'Escalade durch das Haus Savoyen im Jahre 1602 erfolgreich zurückgeschlagen haben.
Das Wappen als abgeschrägtes Schild, das den Ursprung der Stadt aus früherer Zeit darstellen, der Reichsadler und der Schlüssel des heiligen Petrus, welche seit dem 15. Jahrhundert stolz den Status von Genf als Reichsstadt und als Bischofssitz symbolisieren.
Im Hintergrund liegt die gotische Kathedrale Saint-Pierre, der mittelalterlich Sitz des Fürstbischofs der Diözese Genf. In glühender und leidenschaftlicher Verteidigung ihrer Souveränität, verbündeten sich die Genfer 1519 mit Freiburg, 1526 mit Bern und 1584 mit den Schweizer Kantonen. Schliesslich wurde 1814 der Kanton Genf formell Teil der Schweizerischen Eidgenossenschaft.
Schützentaler mit Geldcharakter
Zu den übergeordneten Eidgenössischen Schützenfesten prägte man ab 1842 bis 1885 kunstvoll gefertigte Schützentaler, welche auch Geldcharakter besassen. Auch die Taler sind attraktive, kulture Zeugnisse dieser wichtigen historischen Geschehnisse mit einer Botschaft an das Volk. Auf den Randumschriften der ersten Talerprägungen von 1842 in Chur und 1847 in Glarus, war geschrieben: "EINTRACHT MACHT STARK". Dieser Spruch steht sinnbildlich, für den Wunsch der Eidgenossen nach Verbrüderung und Gemeinsamkeit.
Vorderseite:
Das Wappen der Schweiz auf einer Darstellung von vier Flaggen und zwei Stutzer, die sich dahinter kreuzen. Darunter das Jagdhorn, mit welchem die Sieger stolz verkündet wurden. Lorbeerpaare aus Eichen- und Lorbeerästen links und rechts. das Barett mit drei Federn thronend über dem Schild, die prestigeträchtigen Auszeichnungen für die Meisterschützen.
Randinschrift:
"EINTRACHT MACHT STARK"
Rückseite:
Ein Triumphirat aus drei ovalen Schildern zeigt die heraldischen Wappen, des Grauen Bundes, des Gotteshausbundes und des Zehngerichtebundes. Sie sind durch ein sanftes, aber beständiges Wellenband miteinander verbunden und stehen für das ewige Versprechen der Brüderlichkeit und Einheit der Drei Bünden. Dieses symbolisch Band führt zu den drei Händen, die in einer innigen Darstellung geformt sind. Aus den Wolken stilisierte Strahlen, welche einen göttlichen Willen verkünden. Darunter zwei Eichenzweige mit Eicheln, stehend für die Langlebigkeit der Inhalte des Versprechens: Der Glaube, die Ausdauer und die Stärke des Bündnisses.
Schützenmedaillen mit interessanter Symbolik und bildlicher Heraldik
Von noch auffälligerem Aussehen wie die Taler, sind die prächtigen Schützenmedaillen, welche sowohl zu den eidgenössischen Schützenfesten, kantonalen Schützenfeste, regionalen und vielen schiessspezifischen Anlässen geprägt wurden. Bei der genauen Betrachtung der Details solcher Medaillen, zeigt sich auch das aufwändige und komplizierte Prägeverfahren dieser Kleinkunstobjekte. Seien es historische Geschehnisse, kulturelle Traditionen oder ökonomische Errungenschaften, welche auf diese Medaillen kunstvoll hervorgehoben und zu entdecken sind.
Dieses hervorragende Handwerk, beginnend vom Gipsmodel bis zur Stempelgravur und dem abschliessenden mehrstufigen Prägeverfahren ist nicht zu übertreffen. Weil bloss eine begrenzte und kleine Anzahl dieser Medaillen für die Anlässe geschaffen wurden, stand der Aufwand nicht im Verhältnis zum Gebrauch. Es war vielmehr ein Wettbewerb zwischen dem Schiess- und Medaillenwesen.
Vorderseite:
Auffällig das altschweizerische Eidgenossen Kreuz, von dem aus stilisierte Strahlen in alle Himmelrichtungen divergieren. Links das Wappen des Kantons Aargau, rechts das Wappen der Stadt Baden, dem Austragungsort des grossen Schützenfestes. Ein paar Stutzer, eine historische Armbrust, ein Pfeilköcher und ein Siegerblumenkranz - Ikonen des geliebten Festes.
Inschrift:
VORWÄRTS FEST U TREU!"
Rückseite:
Prominent eine tugendhafte holde Maid, Demut ist ihr Wesen und Güte ihre Krone des Ruhmes. Ihr Heiligenschein ist zart geätzt mit den Worten "Sancta Verena". Hier steht die Heilige Verena, die verehrte Heilige der römischen-katholischen Kirche.
Ihr rechter Arm wiegt einen Wasserkrug der Heilung und ihre zarte Hand hält den Kamm, das Symbol der Fürsorge und Liebe zu ihren Mündeln. Ihr Name "Verena" steht für "die gute Frucht", welche auf dem Wappen des Schildes dargestellt ist. Daneben eine fruchtbare Weinrebe, welche die Früchte ihrer Arbeit symbolisiert. Als fürsorgliche Schutzpatronin für die Armen, Kranken und Aussätzigen, gilt sie auch als ehrwürdige Mutter aller Nonnen Europas. Im Hintergrund stehen die altbadische Stadt, die Ruinen des alten Schloss Stein, die historische Stadtkirche und die alten Dachhäuser.
Vorderseite:
Auf einem kunstvoll verzierten Wappenschild sieht man eine traditionell gekleidete Jungfrau, die einen gebändigten aber immer noch wilden Löwen an der Leine festhält. Der Löwe, das Wappentier der Kyburger und der Habsburger früherer Zeit, am Gängelband der Heiligen Jungfrau Maria! Die Muttergottes, die "Frau im Feld", welche die Flur heiligte.
Auf den Ästen der Siegerlorbeeren und der Eichenflora, liegen vier Scharfschützenstutzer-Karabiner. Die Kelle, rechts hinter dem Schild, zeigt die Treffsicherheit des Siegers.
Inschrift:
HEIL DIR HELVETIA
Rückseite:
Die Helvetia, Allegorie der Eidgenossenschaft. Ihr Helm geziert mit dem Wappen des Kreuzes, verbirgt ihre wilde und dichte Haarpracht. Ihr feines Seidenkleid schirmt ihre stattliche Figur ab, während ihr ausgestreckter Arm und ihre unbedeckten Füsse nackt bleiben. Streng wirft sie einen stählernen Blick nach Osten, eine Warnung an ihre Feinde. Als Beschützerin, das Schwert gezogen, bereit für die Tat der Verteidigung. Der gestreckte Arm hält schützend das Schild, über die zufluchtssuchende Jungfrau. Diese blickt dankbar und ehrfürchtig zur Helvetia hinauf. Sie ist über der Taille entkleidet, ihre Verwundbarkeit ist für alle sichtbar, doch ohne Angst oder Scham vermittelt sie ein sanftes Lächeln. Ihre Haltung ist entspannt, ihr Herz ist beruhigt, denn sie weiss, dass sie unter dem Schutz der Eidgenossenschaft steht. Ihre linke Hand ruht auf einem starken Wappenschild, mit dem Wappen des Kantons Thurgau. Ihr rechter Arm legt sie auf ihr Mühsal, die besten landwirtschaftlichen Ernten, die sie zu bieten hat. In der Ferne erhebt sich das historische Schoss Frauenfeld, welches aus den befestigten Turmmühlen und den Steinen der früheren Kapelle entstand. Ein stummes Zeugnis der Geschichte des Thurgaus.
Geprägte Andenken zum Anfassen
Vom späten 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart sind insgesamt mehr als 2000 verschiedene Taler und Medaillen geprägt worden. Aus allen Landesteilen und allen Kantonen gibt es diese Kleinkunstwerke, welche die mannigfachen Kulturen, die unterschiedlichen Landessprachen und regionalen Gegebenheiten zeigen. Die Blütezeit dieser Medaillenkunst, hatte ihren Höhepunkt im 19. und frühen 20. Jahrhhundert. In dieser Zeitspanne lässt sich die Schweizer Geschichte und Kultur, besonders eindrücklich auf den Schützentaler und Schützenmedaillen entdecken und sinnbildlich in die Hand nehmen.